Was Agenturchefs von Mister Minit lernen können.
Wochenlang kein Bild, kein Ton vom Kunden in Sachen XY-Projekt. Wie immer konnte es zunächst gar nicht schnell genug gehen mit dem Angebot für das dringliche Projekt und dann stellte sich der Kunde erst einmal tot. Auf mehrfaches Nachhaken, wann es denn nun losgehe, schließlich stünde der Messetermin ja fest, nur eine genervt klingende E-Mail mit dem Tenor «Gerade andere Prioritäten.», «Budget müsse gefunden werden.», «Hört auf zu nerven!».
Und nun, vier Wochen nach Angebot und zwei Wochen vor der Messe: Der Anruf mit Auftrag im gehetzten Stakkato: «Das bekommt ihr doch wohl noch hin. Lasst mich jetzt bloß nicht hängen, wo ich so für euer Projekt gekämpft habe. Preislich müsst mir aber schon noch ein wenig entgegenkommen. Mehr Budget war wirklich nicht rauszuholen. Muss jetzt wieder. Ihr wisst ja, was zu tun ist.”. Aufgelegt. Gefi..!
Kennen Sie, oder?
Wie ist die Situation:
1. Wir haben den Auftrag (Eigentlich toll, aber ...)
2. Die (eigentlich realistisch kalkulierten) sechs Wochen für das Projekt sind auf (eigentlich gar nicht mehr machbare) zwei Wochen geschrumpft.
3. Das Risiko, aufgrund des eigentlich unmöglichen Timings, das selbst gesteckte, hohe Qualitätsniveau der Agentur nicht erfüllen zu können oder sogar gravierende Fehler zu machen, ist hoch.
4. Die zusätzlichen Kosten für weitere Freelancer, Wochenend- und Nachtarbeitsaufschläge, Motivationsspritzen fürs Team und Expresszuschläge der Lieferanten waren natürlich nie kalkuliert und bleiben nun bei der Agentur hängen.
5. Das geforderte «Entgegenkommen» beim Honorar lässt das ohnehin schon mager kalkulierte Projekt nun mit Garantie in die roten Zahlen sinken.
Eigentlich der Punkt, den Auftraggeber zurückzurufen und mit gutem Recht vom Auftrag zurückzutreten. Eigentlich. Hätten wir nur nicht diesen selbstzerstörerischen Ehrgeiz, stets das Unmögliche möglich machen zu wollen.
Und was können wir hier nun von ausgerechnet Mister Minit lernen?
Auch Mister Minit macht das eigentlich Unmögliche möglich («Real people fixing problems.”). Tag für Tag. Hacken abgebrochen? Schon nach 15 Minuten stöckelt es sich wieder dem nächsten Termin entgegen. Sohle löst sich ab. Kein Problem. Ein Wartekaffee auf Socken und schon kann es weiter gehen. Reparaturen beziehungsweise Dienstleistungen, die beim Schuster locker mindestens eine Woche Geduld erfordern würden, gibt es bei Mister Minit sofort beziehungsweise nach vertretbar kurzer Wartezeit.
Aber, was macht Mister Minit besser, als die meisten Agenturchefs? Er verlangt Premiumpreise für seinen äusserst wertvollen Schnellservice. Und das mit gutem Grund. Schließlich muss er ständig stressresistentes und flinkes, gut geschultes Personal vorhalten, und zwar soviel, dass er auch in Zeiten großen Kundenansturms sein Versprechen des rasend schnellen Services («Minit») garantiert einhalten kann. Nicht viel anders halten es die vielen Notdienste diverser Handwerksberufe, die völlig ungeniert gerne mal 100 Prozent (und mehr) aufschlagen, wenn Sie uns am Wochenende oder in der Nacht mal wieder den Arsch retten.
Aber was machen meine Agenturen? Meist pflichtbewusst das Unmögliche möglich, schaffen irgendwie die nötigen personellen Ressourcen ran, retten ihren Auftraggebern laufend den Hintern und ruinieren sich dabei finanziell völlig.
Aber das wird jetzt anders: Auftraggeber, die nicht bereit sind, sich langfristig zu committen und vorausschauend zu planen, die Projekte so lange schleifen lassen, bis eigentlich nichts mehr geht und dann um die Hilfe ihrer Agenturen betteln, müssen künftig eine Kröte schlucken: Den «Notdienst»- oder «Express»-Zuschlag auf die normalen Honorare. Schließlich gilt es, laufend ausreichend talentiertes Personal vorzuhalten, dass sich zeitweise gar nicht auslasten lässt und bei «Notfall»-Projekten zusätzliche Freelance-Ressourcen einzukaufen, die mit den normalen Honoraren gar nicht finanzierbar sind. Gar nicht davon zu reden, dass bei eng-getakteten Projekten das Fehlerrisiko steigt und hierdurch möglicherweise zusätzliche Kosten auf die Agentur zukommen.
Es ist überhaupt nichts verkehrt daran, sich als wahrer Dienstleister und stets Teil der Lösung zu positionieren und die letzte Rettung für seine gestressten Auftraggeber zu geben, aber in Zukunft bitte auch gegen einen angemessenen Eilzuschlag auf die vereinbarten Honorare. Schließlich akzeptieren dieselben Auftraggeber (und deren Ehefrauen) die teils unverschämten Premiumpreise der Notdienste und Schnellservices, zumindest zähneknirschend.
Wenn Sie lernen möchten wie sich höhere Preise einfacher durchsetzen lassen, lesen Sie auch einen Beitrag «Wie Sie Ihre Stundensätze problemlos erhöhen. » oder – noch besser – vereinbaren Sie einen Beratungstermin mit dem New Business Doctor. Der verlangt nur am Wochenende Zuschläge.