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Tod durch PowerPoint – Oder einfach mal anders präsentieren.

Fotolia #67694731 - Tired Corporate Personnel Officers At Table© apops

Spätestens seit Cherie Kerrs Buch "Death by Powerpoint: How to Avoid Killing Your Presentation and Sucking the Life Out of Your Audience" wissen wir um die Gefahren unserer ach so geliebten PowerPoint-Präsentationen (Ersetzen Sie bitte "PowerPoint" je nach persönlicher Vorliebe durch z.B. "Keynote" oder "Prezi".)

Es gibt alleine geschätzte 300 Millionen PowerPoint-User da draußen, die zusammen im Durchschnitt 30 Millionen Präsentation pro Tag halten. Während Sie das hier lesen finden also wohl gerade 1 Million Präsentationen weltweit statt, bei denen ein Präsentator vor ein Gruppe von Zuhörern steht und sie mit Hilfe von Charts von seiner Meinung überzeugen oder bestimmte Entscheidungen forcieren möchte. Vermutlich ist mindestens jede zweite dieser Präsentationen unerträglich.

Ein amerikanischer Kollege und Mentor pflegte häufig zu sagen: "Bullets kill people." und er meinte damit nicht die Patronen seiner waffennärrischen Landsleute. Von meinen werbungtreibenden Marketingkunden weiß ich, dass sie nichts schrecklicher finden, als mindestens 30 Minuten geduldig Strategie-Chart für Strategie-Chart ausharren zu müssen, bis endlich der Agenturkreative dran ist und seine Ideen präsentieren darf. Dabei sollte doch jede Präsentation eine dynamisierende, mitreißende und überzeugende Veranstaltung sein.

Nun möchte ich Sie hier nicht darüber belehren, wie man PowerPoint-Präsentationen besser machen kann (könnte ich natürlich und tue ich gerne an anderer Stelle und gegen Honorar), sondern ein brennendes Plädoyer dafür halten, künftig vielleicht gänzlich darauf zu verzichten und mal darüber nachzudenken, die eigenen strategischen und kreativen Empfehlungen mal gänzlich anders, kreativer, interaktiver und überzeugender zu präsentieren.

So präsentierte die schwedische Agentur des Lebensmitteldiscounters LIDL Ihre Idee eines Pop-Up-Fake-Sterne-Restaurants wo? Richtig in einem echten Sterne-Restaurant (die ganze Story hier).

TBWA\CHIAT\DAY hatte schon Mitte der Neunziger damit Aufsehen erregt, indem man wichtige Präsentationen weniger häufig auf eine zentrale Leinwand beamte, als die Kunden vielmehr entlang der Wände des Konferenzraums Arbeitsschritt für Arbeitsschritt durch alle wichtigen Denk- und Entscheidungsprozesse der Agentur führte. Das war zwar zunächst ungewöhnlich, aber viel besser geeignet, die Kunden ins Boot zu holen, als es die klassische Frontalpräsentation vermochte.

Anlass dieses Beitrags war der Mut einer Münchener Fashion- und Lifestyle-Agentur, der ich erst kürzlich helfen durfte, den lang-betreuten Etat einer großen internationalen Herren-Modemarke zu verteidigen. Dabei entschieden wir, die einzelnen Themenkomplexe der Präsentation in verschieden Räumen der Agentur zu inszenieren und dort mit den anwesenden Entscheidern des Konzerns zu diskutieren. Da gab es die strategische Einführung im Fotostudio der Agentur in lockerer Lounge-Atmosphäre und mit vielen unterstützenden Charts und Grafiken rundherum an den Wänden. Da gab es einen Brand-Identity-Raum, in dem der Kunde erspüren konnte, wie sich die Marke künftig "anfühlen", welche Haltung sie einnehmen sollte. Dieser Raum war gespickt mit passenden Zitaten, Fotos von Prominenten, die die angestrebte Markenpersönlichkeit repräsentierten und einem mitreißenden Mood-Video in Dauerschleife. Der nächste Raum zeigte die kreative Umsetzung: Der neue Slogan, riesig an der Wand, Layouts auf Computer-Screens, der neue Online-Auftritt an Terminals, und Anzeigen in Mock-Ups. Ein weiterer Raum mit konkreten, aktivierenden, multimedialen Promotions, zeigte verschiedenste Aktionen auf einzelnen Tischen, so, als wären sie bereits umgesetzt. Dazwischen viel Raum für die Beantwortung von Kundenfragen und offenen Gedankenaustausch. So eine Präsentation hatten die Entscheider beim Kunden wohl noch nicht erlebt.

Warum also nicht bei der nächsten Präsentation einfach mal ein PowerPoint-Verbot aussprechen und einen Teil der kreativen Energie darauf verwenden, über eine alternative Form der Präsention nachdenken? Eine Präsentation, die überrascht, die überzeugt, die Entscheider wirklich einbezieht und allen eine Menge Spaß macht?